Schnipsel: Blinder Mann sieht


„Maharaj, mir fehlen die Worte, um meine Dankbarkeit dafür auszudrücken, dass Sie mir so ein klares Bild vermittelt haben - so einfach und so schnell.
Ihre Lehren kann ich in folgender Weise zusammenfassen:

  1. Sie haben mich aufgefordert, mich zu erinnern, was ich war, ehe ich zusammen mit dem Körper dieses Wissen 'Ich bin' erhielt, d.h. ehe ich 'geboren' wurde.
  2. Sie haben mir gesagt, dass dieser Körper-mit-Bewusstsein mich ohne mein Wissen und ohne mein Mitwirken überkommen habe, und daraus folgt, dass 'Ich' niemals geboren worden bin.
  3. Dieser Körper-mit-Bewusstsein, der geboren wurde, ist zeitgebunden, und wenn er am Ende der ihm zugeteilten Lebenszeit verschwindet, werde ich zurückkehren in meinen ursprünglichen Zustand, der immer anwesend, jedoch nicht manifestiert ist.
  4. Deshalb bin ich nicht das Bewusstsein und sicher auch nicht das physische Gebilde, in dem dieses Bewusstsein wohnt.
  5. Und zuletzt: Ich verstehe, dass nur 'Ich' existiert - es gibt weder 'mich', noch 'mein', noch 'dich' - nur das, was ist. Es gibt keine Bindung außer dem Konzept eines getrennten 'mich' und 'mein' in dieser Totalität von Manifestation und Abläufen.”

Nachdem Maharaj diese Worte gehört hatte, die der blinde junge Mann mit völliger Überzeugung geäußert hatte, bedachte er ihn mit einem Blick von Verständnis und Liebe.
Dann fragte er ihn: „Nun, was werden Sie jetzt tun?”
Die Antwort war: „Maharaj, ich habe Sie tatsächlich vollkommen verstanden. Ich werde nichts tun. 'Leben' wird weitergehen.”
Dann erwies er Maharaj mit großer Verehrung seinen Respekt und ging weg.
Maharaj sagte: „Der blinde junge Mann war nicht wirklich blind. Er hatte die wahre Einsicht. Es gibt nur wenige wie ihn.”
(aus „Pointers - Wegweisende Gespräche mit Sri Nisargadatta
Maharaj” von Ramesh S. Balsekar; Kamphausen Verlag)

Subhash am 27. Februar 2000 um 16:34