Zanzibar, im Land von Hakuna Matata (Teil 1 von 2)

Endlich öffnen sich die Türen des Flugzeugs, wir alle streben FFP2-maskiert nach draußen, die Treppe runter auf das nahe Gebäude zu. Davor stehen muslimisch weiß verschleierte Frauen mit einfachen Stoffmasken, die im dichten Gedränge den PCR-Test sehen wollen, den muss man danach Grenzbeamten in offenen Kojen zusammen mit dem Pass zeigen. Dann kann es nach innen in die kleine Halle gehen, wo wir Flugreisende die Visaprozedur erledigen müssen.

Ein paar recht freundliche uniformierte Herren schwarzer Hautfarbe, des revolutionären Governments von Tanzania sitzen hinter Glas, fordern mich auf die Maske für ein Foto abzunehmen und legen nach, dass so etwas ab hier und jetzt nicht mehr gebraucht wird auf Zanzibar. Weiter draußen bei den Taxis sind wir dann in dieser neuen Realität und eine weiße Minderheit.

So vieles ist hier ganz anders. Allem voran die Tagestemperatur von etwa 33 Grad und nachts nie unter 25, bisher keinerlei Regen, trotz manchmal dunkler Wolken und sogar Donnergrollen. Auffällig ist sofort die Armut der Menschen, im Vergleich zu unserem Lebensstandard, die sehr primitiven Wohngebäude und überall Müll, ganz besonders zertretene Plastikwasserflaschen. Kleine angesammelte Müllhaufen werden in der Nähe der Gebäude einfach verbrannt und stinken vor sich hin, für uns politisch korrekt mülltrennende Europäer ziemlich ungewohnt.

© Pramesh Gerhard Kunz

Unsere Unterkunft ist jedoch ein recht schöner Ort. Er wird von einer NGO betrieben, die für Gäste günstigen Aufenthalt mit einfachem Essen anbietet. Auf einem großen Grundstück befinden sich einige kleine Häuschen im afrikanischen Stil, ein jedes anders gebaut. Die Hauptaktivitäten sind verschiedene Bildungsinitiativen für Einheimische. Die meisten Gäste sind aus Österreich und Deutschland, alle sind den Coronamaßnahmen in ihrer ganzen Bandbreite bis hin zur Impfung kritisch gegenüber eingestellt. Die meisten Reisenden hier sind keine normalen Urlauber, sondern wollten der Enge in Europa entkommen, manche kauften bereits Grundstücke zum Bauen, manche mit fertigen Häusern drauf, oder stehen davor ganz auszuwandern. Ihre Kinder besuchen die internationale Schule auf Zanzibar. Viele sind besorgt, dass es noch weitaus schlimmer kommen könnte, also noch mehr Einschränkungen und politischer Totalitarismus. Das Angenehme dabei ist, dass wir alle schon fast nicht mehr an Masken denken, zumal wir ja auch nirgends welche sehen.

© Pramesh Gerhard Kunz

© Pramesh Gerhard Kunz

Aufregend war auch die erste Fahrt in einem „Dalla Dalla” ein öffentliches Verkehrsmittel, ein Kleinbus für etwa 15 Leute, die verkehren hier überall auf der großen Insel. Drinnen sind immer viel mehr Menschen und man rückt sehr nahe zusammen, zusätzlich wird noch alles erdenklich mögliche transportiert, etwa ein Stapel mit etwa 30 Plastikkübeln, 10 doppelflammige Gaskocher und ein Stapel Wäschekörbe. Alle drapieren sich geschickt irgendwie drumherum. Ich merke wie sehr die monatelange Masken- und Abstands-Propaganda in mir greift, es kommt eine Art irrationale Angst in mir hoch, werde ich diese Fahrt überleben?

© Pramesh Gerhard Kunz

Interessante Gespräche mit afrikanischen Bewohnern der Insel haben oft Unverständnis gegenüber den weltweiten Maßnahmen zum Inhalt, hier gab es das alles nie, genauso wenig wie es Opfer der „Seuche” gab und gibt. Klar lassen sich mit einem recht armen Land keine großen Geschäfte machen, die Regierung könnte niemals Millionen für Impfdosen und anderes Zubehör ausgeben, was in den reicheren Ländern ja möglich ist. Viele haben hier auch wenig zu verlieren, so greift Angstmache eben auch nicht.

Eine afrikanische Mitarbeiterin hier, die sich mit um die Organisation und den Unterricht für Kinder aus dem nahen Dorf kümmert, ist Modedesignerin. Das ist für sie eine wichtige Herzensangelegenheit und Leidenschaft. So ergab es sich, dass ich ihre neue Kollektion fotografierte. Es sind recht schöne Fotos dabei entstanden, alles hat mich sehr an meine jahrelange berufliche Tätigkeit als Modefotograf in Australien erinnert. Das Licht war dort ähnlich kontrastreich und die Hitze war mir von dort her auch vertraut.

Manchmal fällt eine Kokosnuss von einer Palme. Das macht einen lautes dumpfes Geräusch am Boden, meist Sand. Wieder Glück gehabt und nicht getroffen. Was einem so alles auf den Kopf fallen könnte. Es gibt hier ja auch recht giftige Schlangen, bin aber noch keiner begegnet. So viele Möglichkeiten, Angst zu haben, sind möglich. Auf jeden Fall hat hier niemand Angst vor dem berühmten Virus, es gibt so viele andere Todesgefahren, selbst eine einfache Kokosnuss kann zu einer solchen werden.

© Pramesh Gerhard Kunz

Überall Kinder und Jugendliche, mehr männliche als weibliche. Die Boys treffen sich am Abend, wenn die Sonne nicht mehr stechend heiß scheint, zum Fußball am rasenfreien Sandplatz. Andere wiederum bevölkern einen recht hohen aus Holz gebauten Sprungturm im Meer in Strandnähe.

© Pramesh Gerhard Kunz

Handys oder gar Computerspiele scheinen kein Teil ihres Lebens zu sein und ja, sie scheinen recht viel Spaß zu haben. Kurze Hosen tragen hier fast nur die Touristen und leicht bekleidet ist hier keine der einheimischen Frauen. Mehrheitlich in bunten langen Gewändern und ebensolchen Schleiertüchern.

© Pramesh Gerhard Kunz

Am Strand gehen viele Massai auf und ab und reden fast jeden an, vorzugsweise Frauen, die das sichtbar genießen. Die Herren sind fast alle gut aussehend, schlank, groß und gut gebaut. Sie sind in einer Art traditioneller Tracht gekleidet, fast alles rötliche Tücher, dazu werden lange Holzstöcke getragen. Vielleicht sind sie mit ein Grund hierher zu reisen? Die meisten haben ein Smartphone mit dem immer wieder telefoniert wird. An einigen Stellen bieten sie ihre Handwerkskunst an.

© Pramesh Gerhard Kunz

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