Kunst und Alltag

Subhash: «En el lago #1750»

En el lago #1750

Wir wollen die Kunst, dieses Exzeptionelle, dem Alltag vermählen. Die Hand der Dame R. H. ist ein Kunstwerk Gottes. Wir bringen sie photographiert. […] Der Reichtum des Daseins, nahegerückt für die, deren notwendige Geschäftigkeit sie hindert, ihn zu erleben! […] Wir wollen dich erziehen, das heißt aufhalten in deinen Rastlosigkeiten, auf dass du verweilest, schauest, staunest! Es gibt so viel zu schauen und zu staunen! Innezuhalten, zu verharren! Stillgestanden, Allzugeschäftiger! Nütze deine Augen …

(Peter Altenberg: „Kunst”, 1903)


Fotografie hat – wie jede Form der Kunst – das Potential, den Kokon persönlichen und gesellschaftlichen Bewusstseins zu erweitern und somit zum Gefängnis gewordene Gewohnheit zu sprengen und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Insoferne kann sie nicht nur individuell, sondern auch politisch von großer Bedeutung sein.

Aber wir sehnen uns nach dem Großen Zauberer, der auch im Hässlichen, das unsere Sinne betrübt, die strahlende Seele wecken wird, bis nichts mehr leer, nichts mehr stumm, nichts mehr dunkel, rings nur Pracht, Jubel und Licht ist.

Hermann Bahr: „Schweine”, 1895)

Ist es aber nicht so, dass bevorzugt das Vertraute als schön empfunden und bejubelt wird, also gerade das Althergebrachte und das, wenn auch eher Seltene, so doch Gewohnte, das, was uns schließlich aber fesselt und unbeweglich macht? Sollen wir daher nicht die behagliche Schönheit überschreiten (ohne sie zu verwerfen) und vordringen ins Störrische, Störende, Fremde und sogar Hässliche? Nicht um alles „schön zu machen”, sondern um die Relativität dieser Begriffe zu erkennen und als Kategorie der Wahrnehmung nicht zum Maßstab für Kunst gelten zu lassen?

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