Wikileaks will Twitter mithilfe einer Kampagne davon überzeugen, Nutzerdaten nicht mehr dauerhaft zu speichern. Da die US-Behörden den Kurznachrichtendienst immer häufiger dazu zwängen, Nutzerdaten herauszugeben, solle Twitter seine Speicherpraxis überarbeiten, lautet die Forderung . Denn was nicht gespeichert wird, kann nicht herausgegeben werden. Bei Twitter wird die Kampagne von Wikileaks mit dem Hashtag #NOLOGS (Keine Speicherung) verbreitet.

Hintergrund sind Vorfälle, die vor allem Wikileaks betreffen. Das US-Justizministerium hatte Ende 2010 eine gerichtliche Vorladung gegen Twitter erwirkt. Das Unternehmen wurde gezwungen, Daten von drei Twitternutzern herauszugeben, darunter IP-Adressen, die bei der Benutzung von Twitter gespeichert worden waren, Klar- und Profilnamen, E-Mail- und andere Adressen.

Bei den drei Nutzern handelte es sich um die isländische Parlamentsabgeordnete Birgitta Jónsdóttir, den Niederländer Rop Gonggrijp und den Programmierer Jacob Appelbaum . Alle drei unterstützen bekanntermaßen Wikileaks. Die US-Behörden hatten sich von ihren Daten Erkenntnisse darüber erhofft, wie vertrauliche Diplomatendepeschen und Militärberichte über die Kriege im Irak und in Afghanistan an Wikileaks übermittelt werden konnten.

Die Betroffenen hatten versucht, sich gegen die Entscheidung zu wehren, waren damit aber im November des vergangenen Jahres gescheitert.

Eigentlich hätte Twitter die drei über das Urteil zur Herausgabe der Daten nicht einmal informieren dürfen. Das Unternehmen setzte sich dagegen aber gerichtlich zur Wehr und bekam zumindest in dieser Hinsicht Recht : Die Betroffenen wurden informiert, dass die US-Behörden die Zugriff auf ihre Daten verlangten.

Für dieses Vorgehen wurde Twitter in vielen Medien gelobt , obwohl das Unternehmen die Nutzerdaten letztlich doch herausgeben musste. Was zählte, war allein der Versuch, sich gegen den Eingriff in die Privatsphäre seiner Nutzer zu wehren.

Die NOLOGS-Kampagne wurde bereits am 30. Dezember 2011 von einem Twitteraccount der Anonymous-Bewegung ins Leben gerufen, aber zunächst kaum wahrgenommen. Wikileaks versucht nun, die Kampagne voranzubringen.

Dass das Konsequenzen hat, ist unwahrscheinlich, denn Twitter wird sich kaum von Wikileaks instrumentalisieren lassen. Sollte sich Twitter aber dennoch darauf einlassen und sein System derart radikal umbauen, wäre das Signal an die Nutzer: Twitter stemmt sich gegen Überwachung und tritt für Bürgerrechte ein. Das wäre zu schön, um wahr zu sein.